„Was macht eigentlich…?“ ist zurück! In diesem Format führen wir Interviews mit ehemaligen Spielern des 1. EV Weiden und der Blue Devils.
Wir blicken zurück in die Saison 1990/91. Der 1. EV Weiden war nach der Bayernligameisterschaft in der Vorsaison in die Regionalliga Süd aufgestiegen. Unter dem erfahrenen Trainer Dr. Richard Pergl dominierten die Weidener die Regionalliga Süd, gewannen alle Derbys und begeisterten die Zuschauer (Zuschauerschnitt: 2.375). In der Aufstiegsrunde sicherte sich der 1. EV Weiden den dritten Aufstieg in Folge und wurde Oberligist. Am Ende der Saison gewann Weiden die deutsche Regionalliga-Meisterschaft gegen Herford.
Mit dabei war der damals 26-jährige Klaus-Peter Ritter, der wie ein gewisser Pavel Richter sen. während der Saison vom EHC 80 Nürnberg zu den Oberpfälzern stieß. Ritter, der laut Wikipedia vor allem für seine Schnelligkeit und seinen ausgeprägten Torinstinkt bekannt war, erzielte in 25 Spielen 38 Tore und 30 Vorlagen für den EVW. Nach der Saison 2008/2009 beendete er im Alter von 45 Jahren seine aktive Eishockeykarriere beim EC 2000 Amberg.
Wie der heute 60-Jährige zum Eishockey kam, wie es war, mit einer Legende wie Pavel Richter zu spielen und was es mit seiner angeblichen deutsch-kanadischen Staatsbürgerschaft auf sicht hat, erfährst du in „Was macht eigentlich… Klaus-Peter Ritter?”.
Wie bist du zum Eishockey gekommen?
Ich bin in einer Gastronomenfamilie aufgewachsen. Meine Eltern haben damals das gute alte Linde-Stadion in Nürnberg betrieben. An so einem legendären Ort hatte ich keine andere Chance, als Eishockey zu spielen.
Du bist in der Saison 90/91 mit einem gewissen Pavel Richter sen. vom EHC 80 Nürnberg zum 1. EV Weiden gekommen. Wie war das, mit einem Weltmeister zu spielen? Er ist heute noch eine Legende in Weiden.
Das war natürlich etwas ganz Besonderes. Ich bin im Dezember zum 1. EV Weiden gekommen. Der Trainer hieß damals Dr. Richard Pergl, der immer ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Mannschaft hatte. Dr. Pergl merkte sehr schnell, dass Pavel und ich von Anfang an gut harmonierten. So kam es, dass ich regelmäßig mit Pavel Richter zusammenspielte. Pavel und ich trainierten immer nach dem eigentlichen Training, als alle schon in der Kabine waren, einzelne Laufwege und Spielzüge und setzten diese dann im Spiel meist mit Erfolg um (lacht). Es war für mich immer eine Ehre mit ihm zu spielen. Aber nicht nur Pavel, sondern auch viele andere Spieler waren in dieser Saison auf einem sehr hohen Niveau.
Eishockey war damals noch recht neu in Weiden. Wie hast du das Umfeld (Organisation, Fans, Stimmung etc.) wahrgenommen?
Weiden war für mich eine besondere Zeit. Die Euphorie, die Stimmung, die Organisation, der Trainer, die Betreuer und das Miteinander – das alles war mit das Beste, was ich in meiner Karriere erleben durfte. Das werde ich nie vergessen!
Hast du noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern?
Ja, mit Thomas Gilligbauer, Norbert Wiedenbauer, Christian Eckl und Svetozar Materak habe ich noch sporadischen Kontakt. Wenn man sich sieht, ist es immer eine helle Freude.
Fällt dir eine lustige Anekdote ein?
Klar! In einem Aufstiegsspiel fuhr unser Sturm einen Angriff ins gegnerische Drittel und dort spielte mich Pavel – wie so oft – hervorragend frei und schickte mich mit einem Flipp-Pass auf die Reise. Ich verzögerte, um den Gegner auf mich zu ziehen und passte dann zu Pavel, der zu meiner Überraschung per Doppelpass zurückspielte. Dumm gelaufen, denn ich hatte schon abgedreht und der Trainer war mächtig sauer auf uns (lacht).
Was machst du heute beruflich? Bist du noch im Eishockeygeschäft tätig?
Seit fast 20 Jahren bin ich im Olympia Verlag (u.a. kicker) als Vertriebsleiter tätig. Natürlich komme ich bis heute nicht vom Eishockey los. Ich bin als Trainer im Nachwuchsbereich der Nürnberg Ice Tigers tätig. Es erfüllt mich sehr, Mannschaften weiterzuentwickeln, Talente zu fördern und Erfolge zu sehen. Vor zwei Jahren stand ich selbst wieder im Turniermodus auf dem Eis: Mit „Oldies“ unter anderem aus Inzell, Berlin und Innsbruck ging es nach Kanada. Dort bestritten wir fünf Spiele gegen kanadische Teams, gewannen alle Partien – und mein Ehrgeiz im Fast-Rentenalter wurde mit der Torjäger-Kanone belohnt (lacht).
Apropos Kanada. In der deutschen Eishockey-Datenbank RODI-DB steht, dass du in Kanada geboren bist. Stimmt das?!
Nein, das stimmt natürlich nicht. Da muss ich immer schmunzeln. Schließlich bin ich – man glaubt es kaum – in Amberg geboren und habe die ersten sechs Jahre meines Lebens in Hirschau gelebt. Aber das mit Kanada hat sich irgendwie festgesetzt. Sogar in einem Stadionheft wurde ich Ende der 80er Jahre als „Deutsch-Kanadier“ vorgestellt.
Vielen Dank für das Interview!
Text: Christian Kaminsky / Foto: Klaus-Peter Ritter